Warum eigentlich endet das größte Volksfest in Nordschwaben traditionell am Montag?
Ein Beitrag von Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein
Es heisst man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Man kann die Feste aber auch so legen, dass man wochentags feiern kann. Diese Kunst des Savoir-vivre zelebriert die historische Kreisstadt Nördlingen seit Jahrhunderten.
Das größte Volksfest Nordschwabens dauert zehn Tage und endet, nicht wie allerorts üblich, an einem Sonntag, sondern am “Herrenmontag”. An diesem Tag klingt die Nördlinger Mess’ nicht leise aus, sondern es gilt als einer der Höhepunkte der Veranstaltung, den es für einen echten Nördlinger nicht zu verpassen gilt.
Man mag es als Ausstehender in der global vernetzen Welt kaum für möglich halten, aber die Nördlinger Ämter legen die Arbeit geschlossen nieder, damit alle nochmals auf die Kaiserwiese gehen können. Was dieser Tag mit den Herren der Schöpfung zu tun hat, fragt man sich als Außenstehender. Ist dieser Begriff in Zeiten der Gleichberechtigung noch politisch korrekt? Das wäre vielleicht eine launige Diskussion mit den Stadtoberen bei einem kühlen Bier im Schatten des Sixengartens wert.
Der Tag heißt übrigens deshalb “Herrenmontag”, weil früher die Ratsherren, also die einflussreichsten Männer der Stadt, zum Ausklang auf die Nördlinger Mess gegangen sind – und sich damit einen Feiertag zusätzlich gegönnt haben. Die heutigen Männer, auch wenn sich noch so einflussreich fühlen, sind inzwischen so weise und nehmen wenigstens Frau und Kinder am Herrenmontag mit.
Doch selbst im traditionellen Nördlingen dreht sich nicht (mehr) alles um die Herren, wenn es um das Feiern von Festen geht. Auch an die Kinder haben die Stadtväter seinerzeit gedacht – mit dem historischen “Stabenfest”. Da ziehen seit dem 15. Jahrhundert glückliche Kinder mit Blumen und Haarkränzen geschmückt durch die Gassen der Altstadt zur Kaiserwiese und singen fröhlich „Kinder lasst die Schule sein, Stabenfest ist heut“.
Das Naheliegende dabei: die Kinder können natürlich nicht ohne Aufsicht durch die Stadt spazieren und so machen Ämter und Geschäfte wieder zu, damit die privilegierten Erwachsenen die Kinder beaufsichtigen können. Wann? Natürlich an einem Montag, was sonst.