Echte Handwerkskunst, transparente Rückgabeaktionen und konsequente Qualitätskontrollen: Fürst Wallerstein Brauhaus im Gespräch über Qualität, Rückgabe – und was Schaum wirklich bedeutet

In Zeiten von Massenproduktion und Werbeversprechen geht das Fürst Wallerstein Brauhaus einen anderen Weg: handwerklich, ehrlich, konsequent regional. Und wenn mal etwas nicht perfekt läuft? Dann dürfen Kundinnen und Kunden ihr Bier in einem Getränke König Getränkefachmarkt zurückgeben – ohne Diskussion. Braumeister Martin Lechner, Geschäftsführer Reinhard Holz und Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein erzählen im Gespräch, warum das für sie kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt in Sachen Qualität ist.

Fragen zur Qualitätssicherung

Herr Lechner, was bedeutet Qualität für Sie als Braumeister?
Martin Lechner:
Qualität ist für mich kein Schlagwort, sondern eine Haltung. Es geht darum, jedem Bier die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken – von der Auswahl der Rohstoffe bis zur letzten Kontrolle in der Flasche. Unser Bier ist kein Industrieprodukt, sondern handwerklich gebraut. Und gerade deshalb schauen wir bei jedem Schritt ganz genau hin.

Wie stellen Sie sicher, dass jedes Bier gleich gut schmeckt?

Martin Lechner:
Da gibt es viele Stellschrauben – vom Wasserprofil über die Malzqualität bis hin zur Gärführung. Wir arbeiten mit standardisierten Verfahren, aber am Ende zählt das sensorische Urteil. Ich koste jede Charge persönlich, bevor sie rausgeht. Zusätzlich wird jede Abfüllung im Labor analysiert – sowohl bei uns im Haus als auch extern.

Warum lassen Sie jede Charge extern prüfen – ist das nicht ungewöhnlich?
Reinhard Holz:
Vielleicht. Aber wenn man es ernst meint mit Qualität, sollte man sich auch unabhängig überprüfen lassen. Labor statt Bauchgefühl sagen wir. Wir arbeiten mit dem Institut Romeis zusammen, weil die sofort sehen, wenn es Abweichung gibt und wir absolute Transparenz wollen. Wir zeigen: Wir haben nichts zu verstecken und wollen unseren Kunden beste und geprüfte Qualität bieten.

Was macht das Institut Romeis genau bei der Prüfung?
Martin Lechner:
Intern prüfen wir jede Charge ausführlich mikrobiologisch. Chemisch-analytisch wird es bei Romeis geprüft. Also, z.B. Stimmt der Alkoholgehalt? Wie sieht’s mit Bittereinheiten, Schaum und CO₂ aus? Das sind harte Fakten, die sich messen lassen und die belegen, ob ein Bier wirklich stabil und qualitativ auf Top-Niveau ist.

Fragen zur Rückgabeaktion

Woher kam die Idee, eine Rückgabemöglichkeit für unzufriedene Kunden anzubieten?
Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein:
Ganz einfach: Wir stehen zu unserem Bier. Und wenn jemand mal nicht zufrieden ist, dann darf er das sagen – und bekommt sein Geld in Form einer Gutschrift zurück. „Put your money where your mouth is“, sagen die Amerikaner. Das gilt auch für uns.

Was passiert mit dem zurückgegebenen Bier?

Martin Lechner:
Das wird nicht einfach weggeschüttet, sondern genau untersucht. Wir wollen verstehen, was möglicherweise schiefgelaufen ist – sei es bei uns, beim Handel oder durch äußere Einflüsse. Daraus lernen wir.

Welche Rückmeldungen haben Sie bisher von Kundinnen und Kunden erhalten?
Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein:
Die meisten waren positiv überrascht, wie offen wir mit dem Thema umgehen. Natürlich gab es vereinzelt Kritik – aber viele loben unsere Ehrlichkeit und dass sie mit einem echten Menschen sprechen konnten, wenn etwas war.

Fragen zum Thema Schaumprobleme

In letzter Zeit gab es Rückmeldungen zu Schwankungen mit dem Bierschaum. Woran liegt das?
Reinhard Holz:
Das ist ein komplexes Thema. Bier ist ein Naturprodukt, hergestellt aus natürlichen Rohstoffen. Ein Teil des Problems lag tatsächlich an den Rohstoffen im letzten Sommer bzw. der letztjährigen Ernte – ein Faktor, den wir nur begrenzt beeinflussen können. Das hätten wir genauer im Vorfeld untersuchen sollen, was wir jetzt auch standardmäßig tun. Wir haben intensiv mit unseren (Malz-) Lieferanten gesprochen und bei den neuen Chargen auch schon Anpassungen vorgenommen.

Wie gehen Sie mit so einem Feedback um?
Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein:
Wir nehmen das ernst. Nicht mit Ausreden, sondern mit Konsequenz. Wir prüfen jede Rückmeldung, sprechen mit den Rohstofflieferanten, analysieren intern – und informieren offen, wenn wir eine Ursache finden.

Ist Schaum denn wirklich ein Qualitätskriterium – oder eher „Kosmetik“?
Martin Lechner:
Schaum ist mehr als Kosmetik. Er schützt das Aroma, beeinflusst das Mundgefühl und gehört einfach zum Trinkgenuss dazu. Natürlich schmeckt ein Bier auch ohne perfekte Schaumkrone – aber für uns und unsere Kunden ist das ein wichtiges Detail.

Was können Verbraucher tun, um Schaumverlust zu vermeiden?
Martin Lechner:
Die Schaumstabilität beginnt mit einem sauberen Glas und Geduld beim Einschenken – egal ob aus dem Fass oder der Flasche. Wichtig ist, dass das Glas fettfrei und sauber ist. Am besten reinigt man die Gläser mit einem speziellen Gläserspülmittel. Normales Spülmittel ist tabu, weil es Rückstände hinterlässt, die die Schaumbildung beeinträchtigen können. Vor dem Einschenken spült man das Glas mit kaltem, klarem Wasser aus. Dadurch wird die Glasoberfläche glatt, was dem gleichmäßigen Aufstieg der Kohlensäure hilft. Das ist wichtig, denn warmes Wasser fördert das Entweichen von Kohlensäure und der Schaum fällt dann schnell zusammen. Dazu kommt noch die richtige Einschenktechnik: Das Glas schräg halten, etwa 45°. Dann das Bier an der Glaswand entlanglaufen lassen, halb füllen und ruhen lassen. Danach auf zwei Drittel auffüllen, wieder ruhen lassen und zum Schluss mit dem „Königs-Move“ das Bier mit einer zwei Finger breiten Schaumkrone krönen.

Fragen zu Ehrlichkeit und Transparenz

Viele Brauereien würden so ein Problem lieber unter den Teppich kehren – warum gehen Sie offen damit um?
Reinhard Holz:
Weil wir nichts verstecken wollen. Wer Bier braut, macht Handwerk – und da kann auch mal etwas schiefgehen. Das ist schließlich keine vollautomatisierte Industrieproduktion. Wichtig ist, dass man dazu steht und daraus lernt. Nur so entsteht Vertrauen.

Was bedeutet für Sie Ehrlichkeit gegenüber dem Kunden?
Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein:
Ehrlichkeit heißt, auch dann offen zu kommunizieren, wenn es unbequem wird. Unsere Kundinnen und Kunden merken sehr genau, ob man ihnen auf Augenhöhe begegnet – oder sich wegduckt.

Fragen zu Ausblick und Entwicklung

Wird das Qualitätsversprechen langfristig beibehalten?
Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein:
Absolut. Das ist kein kurzfristiger PR-Stunt, sondern Teil unserer Philosophie. Wir brauen für Menschen, die unser Bier gern trinken. Das verpflichtet.

Arbeiten Sie aktuell an Verbesserungen, z.B. beim Abfüllprozess?
Martin Lechner:
Ja, ständig. Aktuell schauen wir uns zum Beispiel die Schaumstabilität bei bestimmten Sorten noch einmal genauer an. Und auch bei der Abfüllung haben wir neue Konzepte im Test. Es gibt immer etwas zu optimieren – und das ist auch gut so.

Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein fügt hinzu „Wer Bier braut, macht Handwerk – und da kann auch mal etwas schiefgehen. Wichtig ist, dass man dazu steht und daraus lernt.“

 

Oben im Bild: Gemeinsam für Qualität: Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein, Braumeister Martin Lechner und Geschäftsführer Reinhard Holz (von links) im traditionsreichen Sudhaus der Fürst Wallerstein Brauerei | Foto: Fürst Wallerstein